“Mediterranean Hope” für Flüchtlinge

15 May 2017
„Wir müssen den Menschen zeigen, was Kirche sein kann und was Kirche alles tut“, sagt Cordelia Vitiello, Vizepräsidentin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien. Foto: LWB/ Ralf-Uwe Beck
„Wir müssen den Menschen zeigen, was Kirche sein kann und was Kirche alles tut“, sagt Cordelia Vitiello, Vizepräsidentin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien. Foto: LWB/ Ralf-Uwe Beck
Gespräch mit Cordelia Vitiello von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien

„Die kleine lutherische Gemeinde im Golf von Neapel war für mich in meiner Kindheit ein Fluchtort immer dann, wenn ich in meinem Umfeld keine Antworten auf meine Fragen finden konnte.“ Cordelia Vitiello ist Italienerin, Tochter einer Deutschen - und Lutheranerin. Die lebhafte Frau engagiert sich seit vielen Jahren in der Kirche. Seit 2012 ist sie Vizepräsidentin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien. Zurzeit nimmt sie an der Zwölften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes teil, die vom 10. bis 16. Mai im namibischen Windhuk stattfindet. Die Vollversammlung steht unter dem Thema: „Befreit durch Gottes Gnade“.

Im vorwiegend katholischen Italien ist die lutherische Kirche in einer Minderheit, sie hat gerade einmal 7.000 Mitglieder. „Wir sind klein, kaum jemand kennt uns. Man kennt uns nur, wenn wir in unseren Gemeinden etwas tun“, sagt Vitiello. Und genau dafür setzt die 51jährige sich sein.

„Wir müssen den Menschen zeigen, was Kirche sein kann und was Kirche alles tut.“ In Neapel gibt es zum Beispiel ein evangelisches Krankenhaus, das auch Flüchtlinge ohne Aufenthaltsgenehmigung behandelt. Im Erdbebengebiet hilft die Kirche bei der Ausstattung einer Schule. Oft agieren die evangelischen und Freikirchen in Italien gemeinsam. Sie haben sich in der Föderation der evangelischen Kirchen in Italien zusammengeschlossen.

Hilfe für Flüchtlinge

Eines ihrer Projekte ist das Hilfsprojekt „Mediterranean Hope“. Hier bekommen auf Lampedusa oder in Scicli ankommende Flüchtlinge, die in prekärer Lage sind, sofort humanitäre Hilfe. Zudem ist über das Projekt der erste humanitäre Korridor eröffnet worden, um Flüchtlinge aus dem Libanon mit dem Flugzeug auf legalem Weg nach Italien zu holen.

Finanziert wird das Projekt aus „Otto per Mille“. So nennen die Italiener das Gesetz, mit dem festgelegt ist, dass der Staat jährlich acht Promille (0,8 Prozent) der gesamten Lohn- und Einkommensteuern an die katholische Kirche, die anderen Konfessionen und den Staat selbst abtritt. Jede Bürgerin/jeder Bürger kreuzt bei der Lohnsteuererklärung an, wohin das Geld gehen soll. Damit ist aber keine Entscheidung gefällt, wer die 0,8 Prozent der eigenen Steuer bekommen soll. Die Anzahl der Kreuze entscheidet über die prozentuale Verteilung des gesamten Topfes an die einzelnen Kirchen.

Hier hat die Evangelisch-Lutherische Kirche stets gut „abgeschnitten“ und noch 2013 vier Millionen Euro zugewiesen bekommen. Allerdings ist dies mittlerweile auf 2,5 Millionen Euro geschrumpft. „Wir müssen mehr werben“, sagt Vitiello, mehr mitteilen, was wir tun.

Gerade hat sie einen Fundraising-Lehrgang besucht, um zu lernen, wie Spendenkampagnen organisiert werden. Gewiss würden von den Mehreinnahmen auch die Flüchtlingsprojekte profitieren. Für die will sich Cordelia Vitiello auch im Rat des LWB, in den sie gerade gewählt wurde, einsetzen.

LWB/Ralf-Uwe Beck und Solveig Grahl

Related Content