Erlösung sollte nicht vermarktet werden

12 May 2017
Die indische Theologin Monica Melanchthon hält den Hauptvortrag zum Unterthema der Vollversammlung: “Erlösung –für Geld nicht zu haben“
Die indische Theologin Monica Melanchthon hält den Hauptvortrag zum Unterthema der Vollversammlung: “Erlösung –für Geld nicht zu haben“. Foto: LWB/Albin Hillert
Die indische Theologin Monica Melanchthon hält den Hauptvortrag zum Unterthema der Vollversammlung: “Erlösung –für Geld nicht zu haben“

“Der Götzendienst für den Mammon hält die Welt im Griff, und das ist nur ein Teil einer noch viel größeren Blasphemie, mit der unsere Gesellschaft praktisch alle ihre Grundsätze auf dem Altar des Konsumdenkens opfert“, so die Kritik von Pfarrerin Dr. Monica Jyotsana Melanchthon von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Andhra in Indien, in ihrem Hauptvortrag zum Unterthema „Erlösung – für Geld nicht zu haben“ auf der Zwölften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Windhuk, Namibia, am 12. Mai.

„Weil die Philosophie des Marktes einen quasi-religiösen Charakter hat“, so die Theologin Melanchthon, „sind alle ethischen und sozialen Werte den rigorosen Regeln des Marktwettbewerbs unterworfen“.

In ihrem Vortrag warnte die indische Theologin vor “Fernseh-Evangelisten, die Erlösung, Heilung und Wohlstand verkaufen”. Für sie ist das nichts anderes „als die echte christliche Theologie zu verfälschen, um Geld zu verdienen“. Sie kritisierte weiterhin Kirchen dafür, dass sie „Strategien wie in Großunternehmen benutzen, um ihre besondere Glaubensausrichtung wie eine Marke zu vermarkten“.

„Es gibt den Trend, das Christentum mit denselben Methoden zu verkaufen, die schon beim Verkauf von Waschmitteln und Deodorants erfolgreich waren.“

Ausbeutung der Schutzbedürftigkeit von Menschen

Melanchthon, die als Professorin in Australien arbeitet, weist darauf hin, dass “die Gewalt und das Blutvergießen in dieser Welt häufig seine Ursache in dem fanatischen Glauben jeder Religion hat, dass nur sie allein fähig ist, die Erlösung der Menschheit zu bewerkstelligen“. Nach ihr „arbeiten die Gier nach Reichtum und Macht Hand in Hand, um die Schutzbedürftigkeit von Menschen auszubeuten, die in einem Netz von Armut, systematischer Unterdrückung, Konflikten und Gewalt gefangen sind“.

Im Gegensatz dazu sieht Melanchthon, dass “eine Theologie der Erlösung aus der schmerzlichen Erfahrung von Ungerechtigkeiten und Verletzungen entsteht – aber sie drückt auch eine verzweifelte Sehnsucht nach Gott aus, dem einzigen, der uns aus unserer Gebrochenheit erlösen kann.“ Erlösung so verstanden „ist eine Gabe, die allen Menschen geschenkt ist, unabhängig von Geschlecht, Klasse, Rasse, sexueller Orientierung oder Religion, weil wir nicht die Fähigkeit haben, uns selbst zu erlösen.“

Pfarrerin Danielle Dokman von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Suriname und Pfarrerin Eva Hadem von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland reagierten in kurzen Beiträgen auf den Hauptvortrag.

Erlösung – für Geld nicht zu haben” ist eines der drei Unterthemen der Zwölften LWB-Vollversammlung, die unter dem Hauptthema “Befreit durch Gottes Gnade” stattfindet. „Ökonomie und Geld sind die Haupttriebkräfte in der heutigen Welt“, erklärte Anne Burghardt, Sekretärin für ökumenische Beziehungen, und fügte hinzu: “Ich hoffe, unsere Mitgliedskirchen werden darüber beraten, wie man dem entgegentreten und wie man die Botschaft von Gottes bedingungsloser Liebe heute besser vermitteln kann“.

 

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