Wer nicht auf die Jugend hört, wird zurückbleiben

11 May 2017
Julia Braband ist Jugenddelegierte aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Foto: LWB/Ralf-Uwe Beck und Solveig Grahl
Julia Braband ist Jugenddelegierte aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Foto: LWB/Ralf-Uwe Beck und Solveig Grahl

Julia Braband ist Jugenddelegierte aus der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) bei der zwölften LWB-Vollversammlung im namibischen Windhuk. Die 23-Jährige war zuvor bei der Vorbereitenden Jugendkonferenz vom 3. bis 9. Mai in Ondangwa im Norden Namibias dabei. Ralf-Uwe Beck und Solveig Grahl sprachen für den LWB mit Julia Braband über ihre Eindrücke und Erwartungen an die Vollversammlung.

Frau Braband, es ist erstaunlich, wie viele Jugendliche bei der Vollversammlung sind, teilen Sie den  Eindruck?

Julia Braband: Ja, die Jugend-Quote von 20 Prozent ist deutlich erfüllt. Von den 323 Delegierten sind 68 junge Erwachsene von 18-30 Jahren.

Es gab direkt vor der Versammlung ein Jugendtreffen, Sie waren dabei. Welche Eindrücke haben Sie mitgebracht?

Julia Braband: Wir waren 120 junge Menschen aus allen Regionen des LWB und haben diskutiert, worum sich der LWB intensiver kümmern sollte. Auf unserer Liste standen zunächst 20 Themen, am Ende haben wir uns auf drei geeinigt.

Welche Themen sind das?

Julia Braband: Das eine ist Gleichheit, hier geht es uns um Gendergerechtigkeit, aber auch allgemein um Menschenrechte. Das zweite ist Bildung. Bildung muss für alle zugänglich sein, unabhängig vom Geld. Und das dritte Thema, das uns auf den Nägeln brennt, ist, die Kirche munter zu machen.

Was ist darunter zu verstehen?

Julia Braband: So übersetze ich den Begriff, den wir hier gewählt haben: „reviving“. Wir hatten erst formuliert: „Die Kirche neu denken.“ Aber das war uns nicht lebendig genug. Es geht nicht nur ums Denken, es geht darum, uns zuerst wachzurütteln. Wir haben uns eingenistet in unseren Gewohnheiten während – gerade bei uns in den westlichen Ländern – die Kirchen kleiner werden. Aufbruch sieht anders aus. Wir müssen erst einmal wach werden, offen für neue Ideen und Experimente. Oder einmal ganz ehrlich fragen: Was läuft bei Kirche gut, was schlecht?

Sind Sie davon überzeugt, dass der LWB diese drei Jugend-Themen aufnehmen wird?

Julia Braband: Ich hoffe sehr. Seit dem Treffen der Young Reformers 2015 in Wittenberg ist mit uns zu rechnen und Impulse von uns werden geradezu erwartet. Vor sieben Jahren haben die jungen Erwachsenen verlangt, den Klimawandel zum Schwerpunktthema zu machen. Das ist auch passiert. Wer auf die Jugend nicht hört, wird zurückbleiben und hat schon verloren. Wir werden die drei Themen schon auf der Vollversammlung diskutieren, setzen aber auch auf konkrete Projekte. Der LWB ist als helfende Organisation gegründet worden – es sollte immer konkret werden, was wir diskutieren.

Der LWB hat eine Selbstverpflichtung, die Teilhabe von mindestens 20 Prozent jungen Menschen an allen Gremien sicher zu stellen. Mit „Jugendliche“ folgt der LWB der Definition der Vereinten Nationen (VN), und bezeichnet junge Erwachsene von 18- 30 Jahren. Menschen unter 18 Jahren gelten nach VN-Definition als Kinder.

LWB/Ralf-Uwe Beck & Solveig Grahl

Related Content