Pfarrer Stephan Elsässer, einer von vier Delegierten der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), will den Pfarrberuf entschlacken. Angeregt wurde er durch die Erzählung eines namibischen Pfarrers während der Zwölften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) vom 10. bis 16. Mai in der namibischen Hauptstadt Windhuk.
In sogenannten Dorfgruppen, Gesprächsrunden mit rund 20 Menschen aus allen Teilen der Erde, werden die Themen des Tages im Rahmen der Vollversammlung vertieft und auf regionale Bezüge abgeklopft. Das erste Thema lautet: Befreiung.
Elsässer hört davon, dass ein namibischer Pfarrer zu einer Farm gerufen wird, um ein Kind zu taufen, einen Gottesdienst zu halten. Der Haken: Die Farm liegt 500 Kilometer entfernt. Natürlich fährt der Pfarrer nicht gleich wieder zurück, wie auch – bei der Entfernung. Er bleibt, es kommen Menschen von der Nachbarfarm, wenn der Pfarrer schon einmal da ist. Es wird gegessen, geredet, gefeiert. „Die Menschen nehmen sich miteinander Zeit, sie erleben die Begegnung tatsächlich, anstatt sie nur als Termin abzuhaken.“
Das wünscht sich Elsässer auch für seine Gemeinden. „Ich hüpfe so oft von einer Kirche zur anderen. Dabei müssten wir uns mehr Zeit miteinander nehmen.“ Befreiung, das wäre ihm noch einmal klar geworden, könnte heißen, sich von den Zwängen, die einengen, zu befreien. „Wir müssen den Pfarrberuf entschlacken und wieder auf den Kern ausrichten.“ Er sei doch Pfarrer, um die Menschen seelsorgerlich zu betreuen, zu predigen, das Evangelium zu verkünden.
Viele andere Aufgaben könnten in der Gemeinde auch ehrenamtlich übernommen werden. Dabei denkt er an die Verwaltung, Bauliches. „Die Gemeinde ist auf den Pfarrer zentriert, dabei haben unsere Gemeindeglieder so viele Gaben.“ Im Gottesdienst könnten dann alle ihren Akku wieder aufladen, auch er selbst.
LWB/Ralf-Uwe Beck & Solveig Grahl