Lasse Schmidt-Klie (26), Jugenddelegierter der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, wurde von der 12. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Samstag, 13. Mai, in den Rat gewählt. Der Rat leitet zwischen den Vollversammlungen die Geschäfte des LWB. Die Ratsmitglieder, der/die PräsidentIn und der/die Vorsitzende des Finanzausschusses werden von der Vollversammlung gewählt. Er ist ausgewogen besetzt mit Ordinierten und Laien, Frauen, Männern und jungen Menschen.
Unmittelbar nach seiner Wahl in den Rat sprachen Ralf-Uwe Beck und Solveig Grahl vom LWB-Kommunikationsteam mit Lasse Schmidt-Klie.
Herr Schmidt-Klie, wie haben Sie es bis hierher geschafft – bis zur LWB-Vollversammlung in Namibia?
Lasse Schmidt-Klie: Meinen Sie meinen Weg in der Kirche oder die Anreise?
Beides …
Lasse Schmidt-Klie: Ich habe in meiner Heimatgemeinde in Goslar die Konfirmandenarbeit mitgestaltet, war bei den Pfadfindern und auf Kirchentagen engagiert. Nach dem Abitur habe ich einen Freiwilligendienst beim ELM, dem Evangelischen-Lutherischen Missionswerk in Niedersachsen, gemacht. Über das ELM entstand der Kontakt zur Landeskirche in meiner neuen Heimatstadt Hannover. Dort studiere ich Mathematik, Evangelische Theologie und Erziehungswissenschaften. Von der Landeskirche bin ich für die Vollversammlung hier in Windhuk delegiert worden und mit ihrer Unterstützung habe ich dann auch für den Rat kandidiert. Das ist eine große Ehre und Verantwortung. Angereist bin ich über Südafrika. Dort habe ich Freundinnen und Freunde, meine Gastfamilie und mein Projekt im Township Mfuleni besucht.
Im Township?
Lasse Schmidt-Klie: Ich war für das ELM in der Nähe von Kapstadt und habe dort ein Jahr lang für die lokale NGO „Woman for Peace“ gearbeitet und vor Ort in einem Township bei einer Gastfamilie gelebt. Ich habe in der Nachmittagsbetreuung für Kinder mitgearbeitet und den Kindern Schachspielen beigebracht.
Schach?
Lasse Schmidt-Klie: Ja, Schach schult das logische Denken und trainiert die Konzentration. Schach bildet und Bildung ist der Schlüssel für viele Probleme, die diese Welt hat. Bildung ist Prävention gegen Fundamentalismus. Bildung ist die Voraussetzung, die Bibel lesen und auslegen zu können. Für Bildung haben sich die Reformatoren eingesetzt, es gehört zur unser Identität als Lutheranerinnen und Lutheraner. Für eine breite Bildung müssen wir uns einsetzen.
Nun waren Sie gerade in Südafrika, spielen die Kinder noch Schach?
Lasse Schmidt-Klie: Mein Besuch nach fast sechs Jahren war für sie völlig überraschend, ich hatte mich nicht angekündigt: Ja, sie spielen noch Schach, an einer Tafel waren Spielzüge geschrieben, das hätte ich nicht erwartet – ich war richtig begeistert!
Welche Rolle wollen Sie im LWB-Rat spielen?
Lasse Schmidt-Klie: Ich möchte meine Perspektive als junger Mensch und als Europäer einbringen.
Das ist alles, Repräsentanz?
Lasse Schmidt-Klie: Seine Perspektive einbringen ist mehr als Repräsentanz. Mich beeindrucken vor allem der LWB-Weltdienst und die ökumenische Arbeit des LWB. Sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen und das Händegewackel auf den Bildern, das ist nicht so meins.
Was meinen Sie damit?
Lasse Schmidt-Klie: Na ja, mir geht es nicht um das Posieren auf Bildern, Sie kennen diese hochauflösenden Bilder, auf denen alle mit den Armen wackeln? Es geht mir um die Frage, was es heute in der Praxis heißt, Christ zu sein. Deswegen kann ich mir das Weltdienst-Komitee besonders gut vorstellen. Zentral ist der Einsatz für Menschen in Not, egal woher sie kommen, wie sie aussehen und an was sie glauben. Mich beeindruckt, wie intensiv der LWB seit Jahren mit den Vereinten Nationen und anderen Organisation überkonfessionell und interreligiös zusammenarbeitet. Das deckt sich mit meinem Verständnis: Ich fühle mich zuerst als Christ, dann als Protestant und erst dann als Lutheraner.
Dann ist es nicht mehr weit bis zur Ökumene?
Lasse Schmidt-Klie: Hier mutiger zu sein, das ist auch eine Aufgabe für uns junge Leute beim LWB. Wir können unverbraucht diese Dinge in Angriff nehmen. Wir glauben, dass auch große Schritte möglich sind – vielleicht können wir doch schon bald gemeinsam mit allen Christinnen und Christen Abendmahl feiern.
LWB/Ralf-Uwe Beck und Solveig Grahl